Erfahren Sie alles Wichtige zu dieser seltenen, schweren Form der Myopie und deren Therapie sowie zu den möglichen Folgeschäden, beispielsweise einer myopen choroidalen Neovaskularisation (mCNV).

Viele Menschen gleichen ihre Fehlsichtigkeit durch eine Brille oder Kontaktlinsen aus – egal ob es sich dabei um eine Hyperopie (Weitsichtigkeit) oder die Myopie (Kurzsichtigkeit) handelt. Doch was sind die anatomischen Unterschiede der verschiedenen Formen? Wenn Sie besonders schlecht in der Ferne sehen, dann könnten Sie an einer pathologischen, also krankhaften, Myopie leiden. Erfahren Sie alles Wichtige zu dieser speziellen Art der Myopie und deren Therapie sowie zu den möglichen Folgeschäden, beispielsweise einer myopen choroidalen Neovaskularisation (mCNV).

Das Bild zeigt einen Blick durch eine Brille auf einen Sehtest mit unterschiedlich großen Buchstaben
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Unterschiedliche Fehlsichtigkeiten

Um den Begriff der pathologischen Myopie richtig einzuordnen und zu verstehen, müssen erst einige Fachausdrücke näher erläutert werden:

  • Emmetropie: Normalsichtigkeit
  • Myopie: Kurzsichtigkeit
  • Hyperopie: Weitsichtigkeit
  • Presbyopie: Alters(weit)sichtigkeit

Normalsichtigkeit (Emmetropie)

Bei der Emmetropie (Normal-/Rechtsichtigkeit) liegt das Verhältnis zwischen der Achsenlänge des Auges und der Brechkraft von Linse und Hornhaut im Gleichgewicht. Parallel einfallende Strahlen vereinigen sich so im Brennpunkt auf der Netzhaut – die Person sieht scharf. Die Brechkraft wird in der Einheit Dioptrien (dpt) gemessen.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Unter Myopie verstehen Mediziner*innen die Kurzsichtigkeit. Betroffene sehen gut in der Nähe, dafür nehmen sie die Gegenstände und Personen in der Ferne nur undeutlich wahr. Es herrscht ein Missverhältnis zwischen der Brechkraft und Achsenlänge des Auges. In den meisten Fällen ist der Augapfel zu lang und nur selten die Brechkraft zu groß (zum Beispiel beim Katarakt oder einer Kugellinse). Die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen bündeln sich vor der Netzhaut, wodurch ein unscharfes Bild entsteht.

Ärzt*innen unterscheiden zwischen zwei Formen der Myopie:

  • einfache Myopie (Myopia simplex, „Schulmyopie“): Die Anlage dazu ist angeboren und die Fehlsichtigkeit beginnt meistens zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr. Danach schreitet sie ab 25 Jahren erfahrungsgemäß nicht weiter fort.
  • hohe Myopie (Myopia magna): Hierbei handelt es sich um eine Krankheit, die sich unabhängig von äußeren Einflüssen weiter verschlimmert.

Gut zu wissen

Myope Augen können bei Augentropfen, die mit Corticosteroiden versehen sind, mit einem Anstieg des Augeninnendrucks reagieren. Eine Augeninnendruckmessung bei dem*der Augenärzt*in ist daher ratsam, da sich durch die Erhöhung des Augendrucks weitere Krankheiten bilden können.

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Für Hyperopie verwendet man als Synonyme auch die Begriffe Hypermetropie, Übersichtigkeit oder Weitsichtigkeit. Hierbei besteht ein Missverhältnis zwischen Achsenlänge des Auges und der Brechkraft. Das führt dazu, dass die einfallenden Lichtstrahlen ihren Brennpunkt erst hinter der Netzhaut haben und somit die betroffenen Personen zwar in der Ferne gut sehen, die Gegenstände in der Nähe aber unscharf wahrnehmen.

Es gibt zwei Arten der Hyperopie:

  • Achsenhypermetropie: Sie tritt am häufigsten auf. Dabei ist der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft zu kurz.
  • Brechungshypermetropie: Diese Variante kommt selten vor. Hierbei ist die Brechkraft zu gering.

Häufig liegt die Hyperopie unter vier bis fünf Dioptrien im Plusbereich. Das Auge eines jungen Menschen ist in der Lage, eine Weitsichtigkeit von bis zu vier Dioptrien selbst auszugleichen.1,2

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Die Eigenelastizität der Linse lässt im Alter nach. Im Volksmund spricht man deshalb auch von der Alterssichtigkeit. Dabei entstehen beim Sehen Probleme in der Nähe, beispielsweise beim Lesen einer Zeitung. 

Deshalb brauchen Menschen oft ab einem gestiegenen Alter eine Brille zum Lesen oder für Arbeiten im Nahbereich.

Krankhafte Kurzsichtigkeit (pathologische Myopie)

Die pathologische Myopie ist eine krankhafte Form der Kurzsichtigkeit und hat einige Synonyme:

  • Myopia magna
  • hochgradige Myopie
  • hohe Myopie
  • maligne Myopie
  • progressive Myopie

Obwohl es viele verschiedene Begriffe sind, bedeuten sie alle das Gleiche: Der Augapfel ist im Verhältnis zur Brechkraft zu lang und wächst bei dieser Form der Myopie meist auch minimal weiter. Zudem spricht man von einer hohen Myopie, wenn die Dioptrienzahl bei über -8 dpt liegt. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, die in gewissen Fällen auch anfälliger für andere Augenkrankheiten macht. Außerdem sind meistens Veränderungen an der Netzhaut die Folge.

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Quellen:
[1] Grehn, Franz: Augenheilkunde. Berlin/Heidelberg: Springer Medizin – Springer-Verlag 312012. S. 20.

[2] Hahn, Gesa-Astrid: Kurzlehrbuch – Augenheilkunde. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2012. S. 248.